Kokerei Jacobi

Die Kokerei Jacobi gehörte zum Bergwerksbesitz der Gutehoffnungshütte. Nach dem 2. Weltkrieg befand sie sich unter der Kontrolle der Besatzungsmächte bis zum 28. Mai 1952 die "Bergbau AG Neue Hoffnung" gegründet wurde. Im August 1957 wurde "Neue Hoffnung" Tochtergesellschaft der HOAG und im Jahre 1959 erfolgte die Übertragung des Vermögens der Gesellschaft auf die HOAG. Im Jahre 1968 erwarb die August Thyssen Hütte die Mehrheit an der HOAG. Als am 17. November 1969 die Ruhrkohle AG mit 7 Bergbaugesellschaften gegründet wurde, brachte man die Kokerei Jacobi mit ein; sie unterstand fortan zusammen mit Kokerei Osterfeld, Friedrich Thyssen 4/8 und Prosper der Werksdirektion Kokereien der Bergbau AG Oberhausen.

Die Kokerei befand sich an der Teutoburger Straße in Oberhausen-Rothebusch in der Nähe der Jacobi-Schächte ½. Im Jahre 1918 fertiggestellt produzierte sie in zwei Batterien à 40 Collin-Regenerativkoksöfen 800 t Koks am Tag.

Die Nebenproduktengewinnungsanlage bestand aus einer Ammoniumsulfatgewinnung und Benzolfabrik. Desweiteren verfügte sie über eine Kokssieberei.

Die Kokerei befand sich auf dem neuesten Stand der Technik, so daß sogar ein Modell dieser Musteranlage im deutschen Museum in München ausgestellt wurde. Im Betrieb jedoch gab es zahlreiche Schwierigkeiten, da weit über die Hälfte der Arbeitskräfte Fremdarbeiter waren. In der wirtschaftlichen Depression um 1930 mußte die Kokerei, wie einige andere Industriebetriebe auch (z. B. Hüttenwerk Meiderich und Kokerei Westende), stillgelegt werden. Die Koksproduktion wurde auf die Kokerei Osterfeld verlegt.

 



Doch bereits im Jahre 1934 wurde die Anlage aufgrund des gestiegenen Koksbedarfs wieder in Betrieb genommen und vier Jahre später durch die Errichtung von 80 Otto-Verbundkoksöfen, die Batterien 3 und 4, vergrößert. Der Umbau der Batterie 1 (à 78 Koksöfen) wird 1941 vollendet und in Batterie 1 und 2 unterteilt. Etwa Mitte der 50er Jahre wurden die alten Collin-Koksöfen abgebrochen und an ihrer Stelle im Jahre 1957 mit dem Bau einer Didier-Kogag-Hinselmann-Verbund-Koksofenbatterie mit 40 Öfen begonnen. Gleichzeitig errichtete man auch die beiden markanten, 53 m hohen Kokskohlentürme mit einem Fassungsvermögen von jeweils 2000 t Kokskohle.

Im Jahre 1964 wurde die zweite Didier-Kogag-Hinselmann-Verbund-Koksofenbatterie angeheizt; auch die Kohlenwertstoffanlage wurde in dieser Zeit modernisiert: Neben der Rohteer- und Ammoniumsulfatgewinnung und der Entphenolung wurde die H2S- und Ammoniakgewinnung verbessert und eine neue Anlage zur Gewinnung von Schwefelsäure aus H2S errichtet. Das gewonnene Rohbenzol und das Rohbenzol der Kokerei Osterfeld arbeitete man in einer neuen Benzoldruckraffination zu Toluol, Xylol und Motorenbenzol auf um sich der geänderten Marktsituation anzupassen.

 



Der anfallende Rohteer wurde in der Teerdestillation der Zeche Sterkrade zu Teerölen, Pech, Naphthalin, Rohbenzol usw. in kontinuierlicher Destillation weiterverarbeitet. Das gereinigte Gas wurde zum einen Teil an das Hüttenwerk Oberhausen, zum anderen Teil an das Ferngasnetz abgegeben und ab Anfang der 80er Jahre auch an das STEAG-Kraftwerk Haniel.

Die schwierige Marktsituation und die Stillegung von Roheisen- und Rohstahlanlagen im Werk Oberhausen der Thyssen Niederrhein AG führten am 30. Juni 1984 zur Stillegung der Kokerei Jacobi. Zuletzt waren bei einer Jahresproduktion von etwa 1.225.000 t Koks 377 Mitarbeiter auf dieser Anlage beschäftigt. Die Koker, die aufgrund der Stillegung der Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 (Stillegung 15.11.1977) zur Kokerei Jacobi wechseln mußten, verloren wieder einmal ihren Arbeitsplatz. Einige von ihnen wurden nun auf der Kokerei Osterfeld beschäftigt.

Eine traurige Bilanz der Ruhrreviers belegt: von Januar 1959 bis Januar 1984 schlossen 44 Kokereien die Tore für immer, das bedeutet: mehr als 10.000 Arbeitsplätze gingen verloren.

Heute erstreckt sich auf diesem geschichtsreichen Boden ein Golfplatz. Immerhin - ein Gichtgasleitungssegment soll an die Kokerei Jacobi erinnern ...

 

Das, was übrig bleibt: ein Stück Rohr der Kokerei Jacobi

 

Quellennachweis:
  1. Dr. A. Spilker: "Kokerei und Teerprodukte der Steinkohle", Halle (Saale), 1933
  2. Der Bergbau der Hüttenwerk Oberhausen AG, Oberhausen Rheinland, 1961
  3. Dr. Otto Grosskinsky: "Handbuch des Kokereiwesens", Bd. I und II, Düsseldorf 1958
  4. Baedekers Jahrbuch für den Oberbergamtsbezirk Dortmund, Essen, Jahrgänge 1913/21, 1934


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